Schlank durch Ballaststoffe?

Falls du denkst, Ballaststoffe seien doch ein alter Hut und jeder wisse, dass sie gesund sind und irgendwie beim Abnehmen helfen können … nicht so schnell! Wir haben Neuigkeiten. Denn was wir dir heute mitgeben, ist ganz neues Wissen, publiziert am 26. Februar 2024 im hochwertigen Fachmagazin Nature Metabolism.1

Was ist resistente Stärke?

Ein mittlerweile berühmter Ballaststoff, der in Lebensmitteln vorkommt aber auch chemisch hergestellt werden kann, ist die resistente Stärke. Sie ist aus den gleichen Einheiten aufgebaut wie normale Stärke – kennen wir unter dem Oberbegriff “Kohlenhydrate" –, kann aber von menschlichen Verdauungsenzymen im Dünndarm nicht aufgespalten werden. So gelangt sie unverdaut in den Dickdarm, wo sich die dort lebenden Bakterien darauf stürzen. Die lieben nämlich solche Ballaststoffe. Aber kommen wir direkt zu deren Effekten. In Nagetieren hatte man bereits beobachtet, dass resistente Stärke, im Gegensatz zu verdaulicher Stärke, zu einer Abnahme von Körperfett führt. In der oben genannten Goldstandard-Studie konnte das ganze nun am Menschen gezeigt werden.

Gewichtsverlust und bessere Gesundheit

Übergewichtige Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteiligt. Die eine Gruppe erhielt resistente Stärke (RS), gewonnen aus Mais, die andere Gruppe erhielt stinknormale Maisstärke. Die Kalorien wurden angeglichen und auch die Mahlzeiten, die beide Gruppen täglich erhielten, waren identisch und isokalorisch. Erstaunlich: Die RS-Gruppe nahm in acht Wochen durchschnittlich 2,8 kg ab. Wohlgemerkt ohne Kalorieneinschränkung. Und zwar hauptsächlich Fettmasse, während die Kontrollgruppe keine Änderung des Körpergewichts zeigte. Doch nicht nur die Gewichtsabnahme war beeindruckend: RS verbesserte die Fähigkeit unserer Zellen, Zucker aufzunehmen (Glukosetoleranz), die Integrität der Darmbarriere (= weniger leaky gut) sowie die Entzündungsmarker im Blut. Wie kann man diese positiven Effekte erklären?

Das Mikrobiom machts

Genauer gesagt vor allem ein bestimmter Bakterienstamm namens Bifidobacterium adolescentis. Das war einer der drei Stämme, die laut Mikrobiomanalyse nach der Einnahme der resistenten Stärke vermehrt im Dickdarm der Probanden vorkamen. B. adolescentis zeigte dabei die stärkste Korrelation mit verringertem BMI, Hüftumfang und viszeraler Fettmasse. Um zu überprüfen, ob tatsächlich die durch RS veränderte Darmflora für die gewichtsreduzierenden Effekte verantwortlich ist, führten die Forscher eine Mikrobiomtransplantation durch. Konkret heißt das: Man gab den Mäusen aufbereiteten menschlichen Stuhl zu trinken. Klingt bäh, war aber effektiv: Auch diese Mäuse verloren Körperfett, ohne weniger zu essen und verbesserten gleichzeitig ihre Entzündungsmarker. Dass der Stamm B. adolescentis tatsächlich der Hauptverantwortliche für den Fettverlust und die bessere Glukosetoleranz ist, wurde klar, als die Forscher Mäuse verglichen die entweder nur Kochsalzlösung oder aber die lebenden Bakterien zu trinken bekamen. Auch hier waren die letzteren wieder deutlich stoffwechselgesünder. Sensationell! Ein Bakterium schlucken und stoffwechselgesünder werden... Das ist ziemlich cool, oder? Nicht so cool ist hingegen, dass die positiven Effekte nach dem Absetzen der RS vier Wochen später wieder verschwunden waren. Die Probanden waren, was Gewicht und Fettmasse angeht, wieder nahezu auf ihrem Ausgangsniveau, das sie vor der Studie hatten. Das bedeutet: Um B. adolescentis am Leben zu halten, sollte man regelmäßig resistente Stärke zuführen.